14. Oktober 2021
Stiftungsszene/Aktuelles|Stiftungsvermögen

Derivate in der Vermögensanlage von Stiftungsvermögen – Fluch oder Segen?

von Chris Fojuth

Oftmals sind Stiftungsorgane verunsichert, wenn es um Einsatz von derivativen Strukturen im Stiftungsvermögen geht. Sind Derivate aufgrund ihres spekulativen Charakters für die Bewirtschaftung des Kapitals einer gemeinnützigen Organisation überhaupt geeignet?

Gerade für Stiftungen war das vorherrschende Motiv für den Einsatz von Derivaten im Stiftungsvermögen in der Vergangenheit die Absicherung des Portfolios gegen Marktturbulenzen gewesen. Mit kaum einem anderen Instrument kann ein professioneller Portfoliomanager blitzschnell auf Kursrückgänge reagieren und das Portfolio absichern. Insbesondere Optionen ermöglichen dem Anleger aber auch weitere Ertragsquellen abzuschöpfen, z.B. mit gedeckten Stillhaltergeschäfte – auch coverd-call-writing genannt.

Doch worum handelt es sich bei den gedeckten Stillhaltergeschäften?

Bei diesem Geschäft verfügt der Anleger über einen Aktienbestand den er gegen die Einnahme einer Prämie veroptioniert.  Der Anleger kann die Prämie in jedem Fall behalten, die Aktien können zu einem vorher bestimmten Kurs abgerufen werden. Der Vorteil für den Anleger ist, dass er die Prämie vereinnahmen und an einem Kursanstieg der Aktie partizipieren kann, bis der Kurs der Aktie den vorher festgelegten Kurs erreicht hat. Im Prinzip erhält der Anleger risikofreie Zusatzerträge, lediglich das Kurspotential nach oben ist durch das Termingeschäft begrenzt. Bei diesem speziellen Einsatz handelt es sich also um keine Spekulation, sondern der Anleger erzielt lediglich Zusatzerträge über den Kursgewinn und einer Dividende hinaus. 

Sind Derivate erlaubt bzw. geeignet für das Stiftungsvermögen?

Grundsätzlich gibt es keine gesetzlichen Restriktionen bei der Anlage von Stiftungsvermögen. Lediglich die reine Spekulation ist mit dem Gedanken einer langfristig agierenden Stiftung nicht vereinbar. Der Einsatz von Derivaten gehört zu einem zeitgemäßen Portfolio einer Stiftung dazu – solange es von professionellen Kapitalmarktexperten z.B. im Rahmen einer Vermögensverwaltung bzw. eines Stiftungsfonds gemanagt wird. Die Aufsichtsbehörden mahnen zu mehr Professionalisierung in der Anlagestrategie einer Stiftung – als Reaktion auf ausbleibende Erträge in der Niedrigzinsphase. Der Einsatz von risikofreien Derivaten ist eben genau diese zeitgemäße Antwort auf fehlende Mittel aus dem Stiftungsvermögen.

Die zunehmende Akzeptanz in der Stiftungswelt zeigt ganz klar: Der Einsatz von Derivaten wird bedeutsamer. Dafür spricht der Wunsch nach auskömmlichen Erträgen zur Verwirklichung des Stiftungszweckes. In der Praxis besitzen auch viele Stiftungen bereits Derivate im Bestand, denn eine Vielzahl der in Deutschland zugelassenen Stiftungsfonds nutzt diese Instrumente bereits. Zudem sorgt die Stiftungsrechtsform für einen erweiterten, haftungsfreien Ermessenspielraum für die Organe bei Bewirtschaftung des Stiftungsvermögens.

Abschließend: Derivate können – im Rahmen einer professionellen Anlagestrategie – die Ertragssituation der Stiftung nachhaltig verbessern. Aus diesem Grunde sollten sich Organe mit dieser Thematik beschäftigen – wir helfen Ihnen dabei, sprechen Sie uns an! Ihr Kontakt zu So geht Stiftung!

Chris Fojuth
Leiter Nord – Stiftungen, öffentl. Einrichtungen & NPOs
DZ PRIVATBANK S.A. Private Wealth Management
D-20095 Hamburg
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