23. Oktober 2024
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Stiftungsvermögen im Wandel der Zeit – Wie können Schweizer Stiftungen zeitgemäß investieren?

von Hans-Dieter Meisberger, Leiter Stiftungsmanagement DZ PRIVATBANK

Die Welt der Vermögensbewirtschaftung für Stiftungen hat sich in den letzten 20 Jahren deutlich verändert. Waren zu Beginn des Millenniums noch hauptsächlich Kontoanlagen und Anleihen höchster Bonität im Investmentfokus der Stiftungsorgane, erweiterte sich der Horizont im Laufe der Niedrigzinsphase sukzessiv und umfasste seitdem auch weitere Kapitalmarktanlagen, insbesondere Aktien und davon abgeleitete Wertpapiere, da dies die einzige Möglichkeit darstellte, auch in Zeiten von Negativzinsen Renditen oberhalb der prognostizierten Jahresinflationsrate zu erzielen.

Auch nachdem die Verzinsung wieder annähernd das Niveau der Vergangenheit erreicht hat, ist dieser veränderte Investmentansatz häufig beibehalten worden. Der Erhalt des Stiftungsvermögens und die Renditeerwartungen, die nicht zuletzt zur Erfüllung des Stiftungszweckes notwendig sind, müssen laufend von den Stiftungsverantwortlichen gegeneinander abgewogen werden, wodurch ein professionelles Risikomanagement und eine kontinuierliche Überwachung des Portfolios durch Experten eminent an Bedeutung gewinnt.

Hinzu kommt, dass Schweizer Investmentlösungen in stürmischen Zeiten häufig die Funktion eines „sicheren Hafens“ beigemessen wird. Anleger investieren ihr Vermögen in Frankenanlagen oder buchen es auf Schweizer Depots, sobald andernorts Substanzverfall oder andere Gefahren drohen. Dabei braucht es aber nicht zwingend erst ein Krisenszenario: Eine Portfoliodiversifikation in Form einer breiten Streuung der Investments über Länder, Anlageklassen sowie Rechtsräume ist seit jeher ein bewährtes Konzept für die Wertsicherung eines Stiftungsvermögens.

Wie haben Stiftungen auf die veränderten Rahmenbedingungen in der Schweiz reagiert?

Stiftungsorgane haben in den vergangenen Jahren oftmals den Anteil von Einlagen und Festverzinslichen Anlagen reduziert und Positionen im Bereich Aktien und Immobilien deutlich angehoben. Viele Stiftungsexperten unterstützen diese Vorgehensweise: Sie betonen, die oberste Pflicht eines jeden Stiftungsorgans sei die nachhaltige Erfüllung der Stiftungszwecke.

Das Gebot der Vermögenserhaltung gelte es natürlich ebenfalls zu beachten. Allerdings gebe es hierfür keinen verbindlichen Zeitraum. So seien Schwankungen verkraftbar, insbesondere im Hinblick auf den langfristigen Anlagehorizont einer Stiftung.

Welche Empfehlungen geben die Aufsichtsbehörden?

Der Rat der Behörden ist eindeutig: Stiftungsorgane sollen eine Anlagestrategie entwickeln, auf deren Basis das Stiftungsvermögen langfristig ertragreich angelegt wird. Konkrete Vorgaben machen die Behörden zwar nicht, jedoch ist es gängige Praxis, Renditeanlagen dem Stiftungsvermögen beizumischen, um auskömmliche Mittel für die jeweiligen Stiftungszwecke zu generieren.

Anlagekonzeption und Dokumentation in Form einer Anlagerichtlinie

In der Regel erlässt der Stiftungsrat einer Schweizer Stiftung eine Anlagerichtlinie mit nachfolgenden Grundsätzen und Inhalten:

  1. Wer ist für das Risikomanagement der Verwaltung des Stiftungsverwaltung verantwortlich? Eigenverwaltung oder Verwaltung durch Dritte (externe Vermögensverwalter)
  2. Sollen bei der Anlage bestimmte ESG-Kriterien (ökologische, soziale sowie Governance) berücksichtig werden?
  3. Welche verschiedenen Anlagekategorien, Märkte, Währungen, Branchen, Sektoren etc. sind zu beachten und mit welcher Gewichtung zu berücksichtigen?
  4. Welche Anlagen sind zulässig und welche Investments sollten ggf. ausgeschlossen sein?
  5. Welche Bonitätsanforderungen von Banken und Emittenten sollen berücksichtig werden?
  6. Erfolgt ein Liegenschaftserwerb? Wie regelt der Stiftungsrat die Immobilienverwaltung und können Kredite aufgenommen werden?
  7. In welchem Rhythmus wird von den Vermögensverwaltern berichtet und wie sind die Anforderung zum Controlling und Erreichung der Anlageziele definiert?

Wir nehmen unsere Verantwortung ernst!

Erstes und entscheidendes Kriterium in Gesprächen mit Stiftungsorganen über Anlagerichtlinien ist nahezu in allen Fällen, dass die Kapitalanlagen den Stiftungszweck nicht konterkarieren dürfen. Zunehmend beschäftigen sich Stiftungen jedoch darüber hinaus mit dem übergeordneten Ziel, das Stiftungsvermögen weitgehend nach gewissen ethisch-nachhaltigen Kriterien aufzustellen.

Die DZ PRIVATBANK als ein Unternehmen der DZ BANK Gruppe und genossenschaftliches Finanzinstitut hat das Selbstverständnis, wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischen und sozialen Herausforderungen in Einklang zu bringen. Daher haben wir gemeinsam mit den Unternehmen der DZ BANK Gruppe bereits 2013 entschieden, die zehn Prinzipien des UN Global Compacts anzuerkennen und diese innerhalb unseres eigenen Einflussbereichs zu verwirklichen.

Nachhaltigkeit ist somit ein wichtiger Bestandteil unserer Geschäftsstrategie. Die Rahmenbedingungen der Europäischen Union und der Schweiz sowie die Sustainable Development Goals sind neben den genossenschaftlichen Werten wesentlicher Maßstab für eine verantwortungsbewusste Entwicklung der Bankgeschäftsfelder Private Banking, Kredit und Fondsdienstleistungen.

Im Portfoliomanagement bedeutet das für uns, dass ökologische und soziale Aspekte sowie gute Unternehmensführung bei Entscheidungen über Kapitalanlagen berücksichtigt und auf Kundenwunsch auch spezifiziert werden.

Die Bewertung erfolgt innerhalb unseres definierten Investmentprozesses unter Berücksichtigung der Anlagerichtlinien. Hierfür beziehen wir Ratings unabhängiger Häuser und Agenturen ein, u.a.  hinsichtlich

  • Umweltschutz, Klimaschutz etc.
  • Menschenrechte, Kinder- und Zwangsarbeit etc.
  • Fairer Wettbewerb, Lieferketten etc.

Fazit

Stiftungen wünschen sich eine Lösung, in der ihr Vermögen einerseits die Chance hat, eine nennenswerte Ausschüttung zu erwirtschaften, um den Stiftungszweck sicherzustellen und andererseits keinem langfristigen Wertverzehr unterliegt. Hierfür werden Aktienquoten im Rahmen eines breit gestreuten Portfolios von bis zu 50 Prozent gerne in Kauf genommen. Dies erfordert ein kompetentes Risikomanagement und Fachkenntnisse, so dass Stiftungen in der Regel auf die Expertise professioneller Verwalter zurückgreifen, die sowohl im Portfoliomanagement als auch beim Reporting die höchsten Standards bieten können.

Den gestiegenen Erwartungen bezüglich der Auswirkungen des Portfolios auf Klima und Gesellschaft kann durch verschiedene Strategien und Kriterien Rechnung getragen werden. Diese bewegen sich von einzelnen Ausschlüssen bis zu zertifiziert nachhaltigen Vermögensverwaltungen.

Mit unseren Schweizer Investmentlösungen möchten wir Ihnen einen komfortablen Zugang zu den Vorteilen des Schweizer Finanzplatzes und damit eine professionelle internationale Diversifikationsmöglichkeit bieten.

Je nach Anlagestrategie der jeweiligen Vermögensverwaltung erhalten Sie Zugang zu Schweizer Substanzanlagen aller Anlageklassen – Anleihen, Aktien, Immobilien – und falls gewünscht auch physischem Gold. Auf unsere bewährte Anlagephilosophie des genossenschaftlichen Private Bankings, die Leistungsstärke und genossenschaftlichen Werte – wie Partnerschaftlichkeit, Stabilität und Sicherheit – können Sie sich unsere Stiftungen stets verlassen.

Wir beraten seit über 40 Jahren Stiftungen, öffentliche Einrichtungen und Non-Profit Organisationen und haben ein eigenes Kompetenzzentrum mit speziell ausgebildeten Mitarbeitern. Aktuell schenken uns knapp 800 Stiftungen und Non-Profit Organisationen mit Vermögenswerten von über 2,0 Mrd. EUR ihr Vertrauen.

Hans-Dieter Meisberger
Leiter Stiftungen|öffentl. Einrichtungen|NPOs| Reg.Süd| Private Wealth Management
DZ PRIVATBANK S.A.
D-60325 Frankfurt am Main
Tel: +49 69 9288355-91431
E-Mail: hans-dieter.meisberger@dz-privatbank.com